In diesem Artikel geht
es um eine ganz persönliche Erfahrung, die Du vielleicht auch kennst. Ich verrate Dir, wie
ich mich unglaublich unter Druck setzte um erfolgreich zu sein und wie ich mich
mit drei einfachen Fragen davon befreite.
Auf meine Beharrlichkeit bin ich immer stolz gewesen. Dass
ich durchhalten kann und vieles ausprobiere, das hat mich in meinem Leben sehr
oft Grenzen überwinden und viele Ziele erreichen lassen. Ich kann mich dafür ordentlich reinhängen, mich ins Zeug legen und
ja- ich möchte vorwärts kommen. Und zu meinen Grundsätzen gehört die
Überzeugung, dass sich in jedes Menschen Leben immer wieder neue Möglichkeiten,
Inspirationen und Chancen zeigen- man muss Sie nur wahrnehmen und ergreifen.
Ehrlich gesagt, hab ich mir deshalb nie wirklich erlaubt,
mich vor irgendetwas zu drücken oder irgendeine Möglichkeit auszulassen, die
sich im Hinblick auf mein jeweiliges Ziel gerade bot.
So habe ich (fast) immer geschafft, was ich mir vorgenommen
habe. Klingt nach einer Erfolgsstory, oder? Aber das ist nur die halbe
Wahrheit. Mach das bitte nicht nach.
Denn die Sache hat auch einen großen Haken. Um ehrlich zu
sein, habe ich mich mit meiner Erfolgsstrategie nämlich auch immer wieder sehr
stark unter Druck gesetzt und manchmal habe ich es gar nicht bemerkt. Der Grund
dafür war, dass ich mich immer wieder zu Sachen zwang- die ich eigentlich gar
nicht wirklich wollte. Ich erlaubte mir einfach nicht, etwas abzulehnen, eine
Möglichkeit auszulassen oder eine Chance zu verpassen. Schließlich hatte ich ja
ein Ziel…
Oft hab ich dabei sogar meine innere Stimme bewusst
übergangen, wenn sie mir sagte: „Tu das nicht, das ist nicht Dein
Weg.“
Mein kritischer Verstand hatte nämlich ein anderes Motto. Er
sagte stets: „Wo die Angst ist, da ist der Weg.“ Und ich hörte auf
ihn.
Vor ein paar Monaten kam wieder so ein Moment voller
Chancen. Auf Empfehlung einer Klientin bekam ich überraschend das Angebot ein
Seminar zum Thema „Persönlichkeit und Beziehung“ zu leiten. Bingo!
Genau mein Thema! Es stimmte einfach alles, das Honorar war ein Traum.
Folgeaufträge waren in Aussicht gestellt. Ich brauchte nur noch zuzusagen.
„Wow“, dachte ich im ersten Moment. „Was für
eine Riesenchance!“ Doch die richtige Freude wollte nicht wirklich
aufkommen. Und es gibt auch einen Grund dafür. Ich sage das nicht gern, aber es
ist nun mal die Wahrheit:
Ich gebe nicht gern
Seminare. Mit einer größeren Gruppe Menschen zu arbeiten ist einfach nicht mein
Ding. War es noch nie! Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich mit Einzelpersonen
oder Paaren arbeite.
Ich weiß! Bei diesem Statement denkt man sofort an innere
Blockaden, alte Ängste und Selbstzweifel. Ja, das dachte ich auch. Glaub mir,
ich hab damit immer wieder gearbeitet, an meinen Glaubenssätzen, mit dem
inneren Kind und allen möglichen anderen Methoden. Und ich habe mich bewusst
konfrontiert, habe Vorträge gemacht und Seminare gegeben. Du kennst ja das
Motto: „Tschaka, Du schaffst es!“
Klar. Ich habe es immer geschafft. Sogar ganz gut, glaube
ich. Jedenfalls wenn es um die Außenwirkung ging oder darum, die Teilnehmer zufriedenzustellen und meine
eigenen Ansprüche. Aber habe ich es gerne gemacht? Hatte ich Freude dabei? Kam
etwas in mir ins Fließen?
Ganz ehrlich? Nein. Es
war immer anstrengend, ich fühlte mich angespannt und nicht wirklich wohl. Das
war nicht wirklich ich.
Ich beschloss also irgendwann, es zu lassen. Schluss mit der
Quälerei und dem ständigen Anlauf nehmen. Schließlich kann nicht jeder eine
Rampensau sein, oder?
Damit kam ich ganz gut klar. Alles bestens. Bis zu dem Tag,
an dem mir dieses ganz besondere Angebot ins Haus flatterte. Und nun?
Ich MUSS das einfach machen, dachte ich. Dachte mein kritischer
Verstand, um genau zu sein. Er sagte: Du wirst es für immer bereuen, wenn Du
jetzt nein sagst. Davon träumt doch jeder Coach. Das ist der nächste
Erfolgsschritt.
„Lass es“, sagte meine Intuition. Eine leise
Stimme. Sie hatte keine Chance. Also nahm ich den Auftrag an und anfangs war
ich stolz auf mich.
Erst einmal passierte nichts, außer dass die Zeit verging.
Der Termin rückte näher. Ich begann, das Seminar vorzubereiten. Und plötzlich
befiel mich eine Art lähmende Starre. Zweifel plagten mich. Ich wollte das
nicht, ich hatte Angst. Ein innerer Widerstand. Zum Ausreißen! In Gedanken erwog
ich irgendwelche Ausflüchte: eine plötzliche Erkrankung, ein familiärer
Notstand, ich war ziemlich kreativ. Was nichts half- denn Kneifen kam nicht in
Frage für mich.
Es wurde immer schlimmer. Und damit meine ich wirklich
schlimm. Ich konnte an nichts mehr anderes denken, als an das blöde Seminar.
Ich fühlte mich wie ein Opferlamm auf dem Weg zur Schlachtbank. Hilflos,
machtlos und klein. Kein Entrinnen möglich.
Als ich nachts nicht mehr schlafen konnte, begriff ich dass
irgendetwas komplett aus dem Ruder gelaufen war. Ich setzte mich hin und
stellte mir die gleichen Fragen, die ich auch einer Klientin in so einer
Situation stellen würde:
– Tue ich das was ich
tue, aus Angst, aus Liebe oder aus Hoffnung?
– Wenn ich das
Seminar gebe, was habe ich dann für mich erreicht? Wird es mich glücklicher
machen?
– Muss ich wirklich
immer alles, was ich kann? Wer sagt das?
Auf der Suche nach Antworten stieß ich auf unliebsame innere
Haltungen. Man könnte sie als gute, alte Bekannte bezeichnen. Vielleicht kennst
Du sie ja auch:
– die Angst,
loszulassen
– der innere Drang
nach Perfektion
– die Absicht, fremde
Erwartungen und Vorstellungen zu erfüllen
– die Angst vor Fehlern
und Versagen
– die Befürchtung,
abgelehnt oder bewertet zu werden
Zugegeben, es ist nicht ganz einfach sich ganz ehrlich
seiner eigenen Wahrheit zu stellen. Aber als ich mir darüber klar wurde, dass
meine eigentliche Motivation zu diesem Auftrag eigentlich das Resultat meiner
Ängste und Zweifel war und nicht die Liebe und die Leidenschaft zu meinem
Beruf- da wurde es plötzlich einfacher.
Ich gab mir folgende Erlaubnisse:
– Ich muss nicht alles machen, nur weil ich es kann!
– Ich darf „Nein“ sagen!
– Ich darf das tun, was sich mit meiner Freude und Leidenschaft
verbindet !
– Ich darf unperfekt sein!
Von da an war alles einfach. Ich fühlte Stimmigkeit in mir.
Ich wusste, was zu tun war. Ich rief den Auftraggeber an und sagte einfach ab.
Ich verwendete keinerlei Ausreden, ich sagte einfach genau das, was meiner
inneren Wahrheit entsprach.
Dass ich mich herzlich bedanke, aber ich wahrscheinlich
nicht die Richtige für diesen Auftrag sei. Dass ich mich nicht wirklich wohl
vor großen Gruppen fühle und dann wohl auch nicht die Beste für diesen Job sein
könne. Dass ich ihm gerne eine Kollegin empfehlen würde…
Und was soll ich Dir sagen, es war gar nicht schwer! Es
musste mich nicht einmal anstrengen. Denn diese Worte kamen aus meiner
innersten Überzeugung. Wir beendeten das Gespräch mit einem Lachen…
Wow! Was dann kam, ist einfach unbeschreiblich. Ich fühlte
mich unendlich frei! Es war so, als wären Tonnen von Steinen von meinen
Schultern genommen worden. Ich war so fröhlich und wie schon lange nicht mehr,
dabei hatte ich mir gerade einen gut dotierten Auftrag durch die Lappen gehen
lassen.
Aber ich stand mir endlich nicht mehr selbst im Weg. Was für
ein großartiges Gefühl!
Und was hat das mit Dir zu tun? Ganz einfach, ich möchte Dir
Mut machen. Immer wieder in unserem Leben gibt es Situationen, in denen wir
aufgefordert sind uns zwischen Fremd- und Selbstbestimmung zu entscheiden. Zu
uns selbst zu stehen und Mut zu haben, einen individuellen, ganz eigenen Weg
einzuschlagen ist gar nicht so leicht. Aber es ist wichtig und das wertvollste
Geschenk, dass wir uns selbst machen können.
Deshalb ist es manchmal besser abzusteigen, als einen toten
Gaul ewig weiterzureiten. Das kann bedeuten, Menschen loszulassen, die Dir
nicht mehr gut tun. Es kann aber auch um Deine eigenen überhöhten Ansprüche
oder die Vorstellungen anderer Menschen gehen.
Wer A sagt, muss eben nicht immer B sagen. Das ist nichts
weiter als eine starre Vorstellung, mit der wir uns unnötig quälen. Das Leben
aber verändert sich ständig. Es ist lebendig, es fliest, es bewegt sich: in
Dir, mit Dir, um Dich herum. Deshalb reicht es nicht, starre Wertvorstellungen
und Regeln über alles zu stülpen und uns selbst darin einzusperren.
Unser Leben gelingt immer dann, wenn wir flexibel und
situativ spüren und erkennen, was JETZT gerade für uns stimmt.
Anzuerkennen dass ich nicht alles muss, was ich kann- das
ist mir wirklich schwer gefallen. Am Ende aber hat mich dieses Problem frei
gemacht. Die wirkliche Herausforderung für mich war nämlich gar nicht das
Seminar, sondern die Erlaubnis eine scheinbar wertvolle Chance zum Erfolg auszulassen.
Der wirkliche Erfolg aber war das Loslassen. Es hat mich
frei und glücklich gemacht. Und wenn ich es kann, kannst Du es auch!
Und? Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht? Was ist Dein
ganz persönliche Schwierigkeit, etwas loszulassen? Und wie hast Du es
geschafft?
Vielleicht magst Du Deine ganz eigenen Erfahrungen dazu in
der Kommentarfunktion mit uns teilen? Ich freue mich, von Dir zu hören?
Herzlichst, Deine Claudia